Ich arbeite seit Jahren in der Münchner Akademie für Business-Coaching mit, in der ich vor vielen Jahren meine Ausbildung machte. Dort besprechen wir mit den angehenden Coaches oft,  dass die Frage „Warum?“ selten wirklich weiterbringt im Coachinggespräch. Warum hast Du hier den Fehler gemacht, warum hast Du dort die Situation nicht richtig eingeschätzt? Der Fokus liegt hier auf dem Problem und nicht auf der Lösung. Das kann dazu führen, dass das Problem noch mehr Bedeutung und Drama bekommt. Und als Coaches wollen wir stets zum Perspektivenwechsel einladen, um neue Türen zu öffnen. Besser als „Warum warst Du in dem letzten Gespräch mit Deinem Chef so unsicher?“ können also Fragen sein wie …

  • Wann warst Du im Umgang mit Deinem Chef schon sicherer und was hast DU dazu beigetragen?
  • Auf einer Skala von 1-10 – wie unsicher warst Du und was müsstest Du tun, um ein oder zwei Plätze weiter nach vorne zu kommen?
  • Was würde Dein Chef erzählen, wenn ich ihn nach dem Gespräch fragen würde?

Soweit die klassische Coaching Praxis.

Und jetzt möchte ich Ihnen noch eine Geschichte erzählen, die auch untermauert, dass „Warum?“ selten gut ist.

Stellen Sie sich folgendes vor: Eine Runde von 7 Menschen – zusammengekommen, um einander die eigenen Geschichten zu erzählen zu einem bestimmten Thema. Eine geplante Gesprächsrunde mit Regeln also, kein zufälliges Treffen. Die Hauptregel lautet: Hört einander zu, wertet nicht und fangt keine der üblichen Diskussionen an. Diese Regel soll sicherstellen, dass die Erzählenden sich geschützt fühlen, damit sie offen erzählen können.

Einer dieser Menschen beginnt, eine sehr persönliche Geschichte zu erzählen. Eine, die ihm immer noch sehr zu schaffen macht. Und er sagt, wie sehr er verletzt war durch Worte und Reaktionen anderer. Er öffnet sich, weil er sich geschützt fühlt.

Und dann fragt einer der anderen Menschen am Tisch:

Warum hat dich denn das so verletzt? Das war doch nur ….?

Was glauben Sie, was der Mensch, der seine Geschichte erzählt hat, in diesem Augenblick gedacht und gefühlt hat?

WARUM ist selten gut.

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