Gratulation! Gerade haben Sie vielleicht erfahren, dass Sie Teamleiter eines grossen neuen Projektes in Ihrer Firma werden – die ersten Führungsaufgaben stehen also an. Ein wichtiger neuer Schritt auf Ihrem Karriereweg und viel geht Ihnen jetzt durch den Kopf: Einerseits freuen Sie sich natürlich wie Bolle – schließlich ist es noch nicht so lange her, dass Sie nach Ihrem Studium in dem Unternehmen angefangen haben. Doch mischen sich unter Ihre Euphorie natürlich auch andere Gedanken: „Schaff ich das auch?“ oder vielleicht auch die Frage: „Führen – wie geht das eigentlich?“

Vorab: Ihr Chef traut Ihnen die Aufgabe zu; Sie können also mit Selbstbewusstsein an den neuen Job herangehen. Picken Sie sich aus den folgenden 4 Tipps  die heraus, die stimmig für Sie sind. „Ich will“ statt „Ich muss“ – Führen darf Spaß machen.

1. Brennen Sie für Ihre Sache!

Früher war es einfacher, seine Karriere zu planen: Wer wollte, konnte in einem krisensicheren Job, einer krisensicheren Branche bis zur Rente bleiben. Wem Geld und Prestige wichtig waren, der wurde Arzt, Banker oder Anwalt. Es gab eindeutige Auswahlkriterien, nach denen man sich richten konnte.
Das ist heute nicht mehr so – es gibt nichts wirklich Krisenfestes mehr. Das Einzige, was wirklich krisenfest ist und was Sie selbst zu 100% in der Hand haben: Für was brennen Sie? Lichterloh und ganz und gar. Wann sind Sie im Flow, wann können Sie ganz und gar, unangestrengt in einer Aufgabe aufgehen und jedes Gefühl für Raum und Zeit verlieren? Wenn Sie es schaffen, überwiegend nach diesem Kriterium Ihre Karriere zu planen, sind Sie deutlich krisenresistenter und können besser mit Ihren Energien haushalten. Kurz gesagt: Sie sind erfolgreicher!

2. Seien Sie berechenbar!

Warum klingt dieses Wort „berechenbar sein“ immer nur so abfällig? In diesem Zusammenhang sehe ich „berechenbar“ im Gegensatz zu „launisch sein“, „heute so und morgen ganz anders auftreten“ – also durchaus sehr positiv gemeint. Ein berechenbarer Vorgesetzter kommuniziert klar und eindeutig seine Anforderungen und Wünsche und hält sich selbst dran. Überlegen Sie also: Was ist Ihnen besonders wichtig und was geht gar nicht? Ganz konkret! Vielleicht ist es ein absolutes No-Go für Sie, wenn Mitarbeiter unaufgefordert Ihr Büro stürmen, wenn die Tür ausnahmsweise mal geschlossen ist? Oder Ihnen ist das gemeinsame Montagsmeeting besonders wichtig, ansonsten können aber Ihre Mitarbeiter durchaus frei entscheiden, wann sie was erledigen? Sagen Sie also möglichst selten heute Hü und morgen Hott. Diese Konsequenz erleichtert verlässliche Zusammenarbeit.

3. Hinten anstellen und vorne voran!

Ja was denn nun – werden Sie denken: Hinten hin oder vorne hin? Sowohl als auch. Stellen Sie sich vor, Sie kommen als neue Führungskraft von extern in ein fremdes Unternehmen. Selbstverständlich wird auch von Ihnen erwartet, dass Sie kreative Ideen mitbringen und neue Wege vorschlagen. Sie bringen schließlich eine exzellente Ausbildung und schon einige Branchenerfahrung mit – somit sind Sie ein wertvoller Impulsgeber. Hier können Sie also forsch vorangehen: Zeigen Sie, dass Sie als Führungskraft wissen, wohin Sie wollen, stecken Sie die anderen mit Ihren Ideen an und motivieren Sie die Mitarbeiter, Ihnen zu folgen.

Viele junge Führungskräfte machen an dieser Stelle jedoch den Fehler, dass Sie es mit ihrem Elan und dem forschen Auftreten übertreiben und so die Belegschaft verprellen, quasi „im Galopp verlieren“. Vergessen Sie daher bitte nie, dass die Mitarbeiter länger dabei sind als Sie: Die Mitarbeiter kennen die Geschichte der Firma, die Kunden und die vielen ungeschriebenen Gesetze viel besser als Sie – und sie waren schlichtweg zuerst da. Hier gilt es, sich geschickt und wertschätzend chronologisch quasi hinten anzustellen. Machen Sie Ihren Mitarbeitern klar: „Ihr ward zuerst da, ich bin auf Eure Erfahrung und Euer Wissen angewiesen.“ Erst dann, wenn Sie dadurch das Vertrauen gewonnen haben, werden Ihnen Ihre Leute auch zu neuen Ufern folgen.

4. Reden Sie über Ihre Ängste!

Mein wichtigster Tipp zum Schluss: Bitte durchbrechen Sie die Reihen der ewigen „Tschakkaa Menschen“, die alles können, alles wissen, nie Ängste oder (Selbst-)Zweifel haben und überhaupt die Größten sind!

Führungskräfte sind auch Menschen und dürfen sich als solche zu erkennen geben. Sicher, Sie sollten in Krisen mutig vorangehen, Ihre Mitarbeiter motivieren und Zuversicht ausstrahlen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Mister oder Miss Robot sein müssen. Wie kommt wohl ein Satz wie „Stimmt. Auch ich hab schon mal besser geschlafen – die derzeitige Lage macht mir auch Sorgen!“ bei Ihren Mitarbeitern ankommt? Sie befürchten, dass dadurch Ihre Autorität ins Wanken kommt? Nein, sicher nicht – im Gegenteil: Sie zeigen sich als Mensch, der eben auch mal Ängste hat. Ihre Mitarbeiter werden erleichtert denken „Ok, wenn selbst der so ist, muss ich mich nicht verstecken.“ – Sie werden offen reden können und Ihre Mitarbeiter werden Ihnen umso vertrauensvoller folgen können. Sprechen Sie über Ihre Ängste, holen Sie diese Themen raus aus der Tabuzone!

Angst muss also kein Karrierekiller sein – im Gegenteil! Angst kann ein wertvoller Ratgeber sein, wenn wir nur hinhören. Angst macht den Chef menschlich und nah. Und menschliche Chefs machen Karriere.