4. September 2018
Was ist Selbstbewusstsein?
Selbstbewusstsein können Sie lernen und trainieren. Es ist nichts, was Ihnen in die Wiege gelegt wurde, was Sie haben oder eben nur die anderen. Und Selbstbewusstsein bedeutet nicht, die Schönste, der Beste oder Tollste zu sein. Als sprachverliebte Germanistin nehme ichs einfach wörtlich – sich seiner selbst bewusst sein. Nicht mehr und nicht weniger. Selbstbewusstsein bedeutet also, ich kenn mich aus mit mir. Ich kenne und wertschätze meine Stärken und meine Schwächen und bin unterm Strich im Frieden damit. Ich muss nicht mehr allen immer etwas beweisen, bin souverän, gelassen und somit auch erfolgreich.
Vorteile von Selbstbewusstsein
Selbstbewusstsein macht Sie sichtbar
Mit wenig Selbstbewusstsein haben Sie Angst anzuecken, zu sehr oder gar negativ aufzufallen. Da bleiben Sie lieber unauffällig, für andere blass und ohne scharfe Konturen, werden vielleicht sogar übersehen. Wenn Sie also ein ruhiges Leben im Schattendasein leben wollen, ist das natürlich Ihre Entscheidung und damit völlig ok.
Wenn Sie aber an Ihrem Selbstbewusstsein arbeiten, ändert sich viel in Ihrem Leben. Sowohl in Ihrem Inneren, Sie werden gelassener – als auch um Sie herum, in dem Bild, das sich Ihre Umgebung von Ihnen macht. Sie werden besser wahrgenommen, die Menschen können sich ein klareres Bild von Ihnen machen, da Sie Stellung beziehen und sich deutlicher positionieren.
Selbstbewusstsein macht Sie erfolgreich
Deshalb werden Sie durch mehr Selbstbewusstsein auch beruflich erfolgreicher. Ihr Chef übersieht Sie nicht mehr, weil Sie sich z.B. selbstbewusst in der Teamsitzung zu Wort melden. Sie bekommen das neue Projekt, weil Sie es sich zutrauen und das auch laut sagen. Der Jobwechsel klappt jetzt, da Sie selbstbewusst Initiativbewerbungen schreiben. Sie bekommen die Gehaltserhöhung, weil Sie mit Ihrem Chef gesprochen und ihn überzeugt haben. Sie haben den Mut, sich selbstständig zu machen. Sie erhalten mehr Anerkennung, Wertschätzung und Beachtung.
Selbstbewusstsein macht Sie gelassen
Selbst wenn es mal einen Rückschlag gibt – und kein Leben kommt ohne aus, wir scheitern alle mal im Kleinen oder Großen: Den nehmen Sie mit Selbstbewusstsein gelassener hin. Weil Sie nämlich nicht gleich alles infrage stellen, wenn Sie mal einen Misserfolg einstecken müssen. Sie wissen, was Sie können und zu was Sie fähig sind. Dann sollte es eben aus irgendwelchen Gründen im Augenblick nicht sein. Sie haben zwar Ehrgeiz und Tatendrang – schließlich sind Sie sich ja Ihrer Stärken bewusst. Sie können aber auch gelassen warten und sich Pausen gönnen, wenn die Zeit für ein Projekt noch nicht reif ist.
Selbstbewusstsein macht Sie unabhängig
Sie sagen auch deshalb mit mehr Selbstbewusstsein deutlicher Ihre Meinung, weil Sie nicht mehr Everybodys Darling sein wollen. Es macht Ihnen nicht mehr soviel aus, wenn jemand Sie oder Ihre Meinung doof findet. Da Sie sich die nötige Wertschätzung selbst geben, sind Sie unabhängiger von der Meinung und der Zuneigung anderer – so entgehen Sie der Harmoniefalle.

Zahlreiche Tipps der Autorin Bettina Stackelberg, der Frau fürs Selbstbewusstsein.
Tipps für mehr Selbstbewusstsein
- Entscheiden Sie sich fürs Selbstbewusstsein
Sie wollen mehr Selbstbewusstsein? Wissen Sie auch genau, was Sie sich damit einhandeln? Vielleicht kommt Ihnen diese Frage seltsam vor. Die Sache mit den Konsequenzen ist jedoch enorm wichtig, also schauen Sie genau hin: Was wird passieren, wenn Sie mehr Selbstbewusstsein haben? Ganz einfach, werden Sie jetzt sagen: Mir geht’s besser, ich bin erfolgreicher, gelassener, souveräner. Ja sicher. Aber Sie stehen auch mehr im Scheinwerfer, können Neider und Stänkerer auf den Plan rufen. Sie werden mehr als bislang anecken. Der eine oder andere findet es vielleicht gar nicht so toll, wenn Sie jetzt öfter „Nein!“ sagen. Vielleicht wenden sich sogar Menschen von Ihnen ab. Wie gehen Sie dann damit um? Überprüfen Sie also die Auswirkungen gut und wägen Sie ab. Und wenn Sie dann trotzdem noch wollen: Dann entscheiden Sie sich ganz bewusst zu mehr Selbstbewusstsein und alle Konsequenzen, die das mit sich bringt. Committen Sie sich!
- Seien Sie selbstbewusst und bleiben Sie authentisch
Auch wenn die Verlockung groß ist: Imitieren Sie niemanden, der Ihrer Meinung nach selbstbewusst ist. Das haut nicht hin. Auch wenn Sie ein guter Schauspieler sind, wird Ihre Umgebung über kurz oder lang spüren, dass da irgend etwas nicht stimmt. Subtil, leise, unbewusst merken die Menschen das und bekommen ein seltsames Gefühl, trauen Ihnen nicht mehr so recht über den Weg. Und noch einen großen Nachteil hat das: Sie halten es nicht durch, weil es unsagbar anstrengend ist, jeden Tag zu schauspielern. Verwechseln Sie authentisch sein bitte nicht mit dem ungefilterten Rausplappern von allem, was Sie gerade denken. Das, was Sie sagen, denken Sie auch – aber nicht alles, was Sie denken, sagen Sie. Selbstbewusst und professionell authentisch zu sein bedeutet, dass Sie Ihren Grundprinzipien und Werten treu bleiben, Ihre Persönlichkeit nicht verbiegen und Abends in den Spiegel gucken können.
- Zeigen Sie selbstbewusste Körpersprache
Bitte kein „Brust raus, Bauch rein.“ Gehabe – das ist übertrieben und protzig und außerdem ungesund. Nein, eine selbstbewusste Körperhaltung ist souverän, entspannt, aber aufrecht. Innere Haltung zeigt sich in äußerer Haltung. Seien Sie aufrecht, zeigen Sie Haltung. Eine entspannte Körperhaltung ist auch kein lascher „Schluck Wasser in der Kurve“, sondern hat durchaus eine gewisse Körperspannung. Kopf hoch, Schultern zurück und – ganz wichtig: Schauen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen, das zeigt am schnellsten souveränes Selbstbewusstsein. Entspannt gucken, nicht starren! Und mit positiv aufgerichteter, selbstbewusster Körperhaltung müssen Sie auch nicht rasen oder tippeln – souveräne Menschen gehen langsamer, weil sie niemand hetzt. Kein Schleichen natürlich, schon dynamisch forschen Schrittes – aber nicht hastig, eher schreiten, schlendern.
- Machen Sie selbstbewusst Fehler
Ja, richtig gelesen. Kein Mensch ist perfekt, jeder macht Fehler, scheitert das eine oder andere Mal. Menschen mit wenig Selbstbewusstsein strengen sich dann enorm an, das Ganze zu vertuschen, heimlich wieder gerade zu biegen, bloß nicht darüber zu reden und so zu tun, als ob ihnen das ganz sicher nicht passiert ist. Was für ein Stress! Selbstbewusste Menschen sind souverän und können gelassen sagen: „Ja, das ist mir passiert. Das ist Mist und gefällt mir nicht. Aber so ist das jetzt und nun schaue ich, was ich daraus lernen kann fürs nächste Mal.“ So machen sie dann auch anderen Menschen Mut, offener mit ihren Fehlern, Ängsten und (Selbst-)Zweifeln umzugehen, darüber zu reden und all das aus der Tabuzone zu holen. Das ist wichtig. Weil die Welt dann ein bisschen menschlicher wird, weil nicht nur schneller, höher, weiter und perfekt das Maß aller Dinge ist.
- Stärken Sie selbstbewusst Ihre Stärken
Es gibt zwei Strategien, sich weiterzuentwickeln: Entweder Sie beschäftigen sich mit all Ihren vielen Schwächen, fokussieren sich auf all das, was Sie nicht so gut oder gar nicht können. Das macht nicht besonders viel Spaß und Sie werden mit diszipliniertem Training allenfalls mittelmäßig in dem, was Sie trainieren. Dann macht es immer noch nicht viel Spaß und es wird immer jemanden geben, der besser ist als Sie.
Oder Sie beschäftigen sich mit Ihren Stärken – Sie stärken also Ihre Stärken. Das macht zum einen deutlich mehr Spaß und mit Üben und Training wird aus Ihrer Stärken vielleicht eine Exzellenz. Damit haben Sie dann einen eindeutigen Vorteil anderen gegenüber und es fällt Ihnen durch den Spaß deutlich leichter, daran zu arbeiten. Und das Gute an gestärkten Stärken und das Selbst-Bewusstsein darüber ist, dass Sie Ihre Schwächen souverän da sein lassen können.
- Achten Sie selbstbewusst auf Ihren Umgang
Was für Menschen haben Sie in Ihrer näheren beruflichen und privaten Umgebung? Förderer, Unterstützer – oder eher Energievampire, Nörgler, Ausnutzer? Machen Sie sich bitte klar, dass Sie die Wahl haben, mit wem Sie sich umgeben. Schauen Sie genau hin, wer Ihnen gut tut und wer nicht. Sie dürfen sich verabschieden von Menschen, die Sie nur ausnutzen, klein machen, die Ihre Energie abziehen für eigene Belange und im Gegenzug nie wirklich für Sie da sind. Auch wenn das für Sie vielleicht sehr berechnend klingt: Aber achten Sie darauf, ob Sie bei bestimmten Menschen eher denken „Ach ja, da muss ich mich auch mal wieder melden.“ oder vielmehr „Au fein, auf das Treffen freu ich mich sehr.“ Und ziehen Sie daraus Konsequenzen. Oder auch nicht – dann aber bitte nicht schimpfen darüber, dass X oder Y so wenig für Sie da ist.
- Betreiben Sie selbstbewusst gelungene Eigen-PR
Sind Sie gut in Ihrem Job, qualifiziert, erfahren, fleißig und ehrgeizig? Schön! Wissen das auch alle? Verstehen Sie bitte den Unterschied zw. Arroganz und Selbstbewusstsein: Sie sollen nicht wie ein arroganter Gockel umherstolzieren und ständig mit Ihren Leistungen prahlen. Kommunikation ist mal wieder das Zauberwort. „Tue Gutes und sprich darüber!“ Immer wieder, zu allen möglichen Gelegenheiten, explizit oder nebenbei. Das können Sie trainieren. Gehen Sie dabei auch strategisch vor: Wer sollte von Ihren Leistungen zu welcher Gelegenheit wann erfahren? Finden Sie die Art von Eigen-PR, die Ihnen entspricht – um es regelmäßig zu betreiben, muss es Ihnen Spaß machen. Beobachten Sie genau, in welchem Umfeld mit welchen Menschen Ihnen Eigen-PR leichter fällt. Auch hier gilt: Sie haben die Wahl.
- Netzwerken Sie selbstbewusst
Selbstbewusste Menschen wissen, dass sie nicht alles allein schaffen können. Warum auch? Es geht leichter, macht mehr Spaß und ist effektiver in der Gemeinschaft. Analysieren Sie Ihre Situation? Wo brauchen Sie Unterstützung? Wer kann mir helfen, welcher Personenkreis ist wichtig für mich? Wo finde ich diese Menschen? Welche Art des Netzwerken ist für mich richtig (groß/klein, regional/international, Frauen/gemischt, branchenintern/übergreifen etc.)? Wieviel Zeit möchte ich investieren? Wo fühle ich mich wohl? Und ganz wichtig: Wie kann ich aktiv werden? Netzwerken bedeutet zuerst mal: Ich investiere Zeit und Engagement, ich gebe, bevor ich nehme. Lernen Sie die Menschen erstmal in Ruhe kennen, hören Sie aufmerksam zu, bevor Sie geben und dann auch nehmen können.