Warum Lila?

Ich sitze, jung noch, neben meinem Vater im Münchner Hofgarten und blicke mit ihm gemeinsam durch den Bogen des kleinen Monopteros hindurch auf die Theatinerkirche.

Er malt die Kirche und wählt plötzlich Lila – eine Farbe, die ich nirgends sehe.

Schau genau hin! Kneife die Augen ein wenig zusammen und schau, wie das Licht flirrt!

Ja! Da war es – tatsächlich: Lila!

Sonst war immer nur Streit zwischen uns zum Thema Kunst. Seine Enttäuschung darüber, dass ich seine Leidenschaft nicht teile. Dass ich nicht, wie er, schon früh das Taschengeld aufsparte, um ins Museum gehen zu können.

Meine unerfüllte Sehnsucht, er möge mich doch endlich einmal portraitieren. Er kam nicht drauf.

Sein Zorn, weil ich so wenig verstehe, was Kunst ist.

Mein Fazit: Ich kann nicht malen, ich verstehe nichts davon. Mit dem leisen Hauch einer Ahnung: Das stimmt nicht.

Mein erstes Bild viele Jahre später – meine Welle.

Die große Sicherheit, mit der ich Thema und Format wähle für mein Bild in Brigittes Malkurs.

Am Telefon zuvor mit Brigitte:

Eigentlich kann ich gar nicht malen!

Ihre wunderbare Antwort:

Prima! Das sind mir die liebsten!

Meine Wahl, meine Farben, meine Welle – aus der sich mein Logo entwickelt. Endlich losgelöst von seiner Enttäuschung und meiner ungestillten Sehnsucht.

Du hast Dich getäuscht, Vater! Ich kann malen.

Mein Bild. Das Dich nicht hineinlässt – nichts angeht.

P.S. Dieser Text ist entstanden in einem Workshop zu autobiografischem Schreiben der beiden wunderbaren Frauen von den Schreibräumen.

P.P.S. Und das Bild – wie mittlerweile viele weitere – ist entstanden im Mal-Workshop von Brigitte Karasek.