Ein sehr mutiger und mich tief berührender Blogartikel eines lieben Freundes geht mir nicht aus dem Kopf. Er schrieb heute hier übers Scheitern, übers Verbocken .

Ich finde es enorm wichtig, auch darüber offen zu reden und zu schreiben: Übers Scheitern, über Krisen, über Ängste, Unsicherheiten. Und nicht nur übers „ois easy!“, über Tschakkaaa-wie-gehts-uns-gut, wie sind wir erfolgreich, toll, schnell, begnadet! Wir müssen diese menschlichen Tiefen aus der Tabuzone holen, anderen zeigen, dass es nicht nur ihnen so geht.
Dafür sind solche Artikel wie Daniels Gold wert, zumal sein Blog viel gelesen wird.

Ein Satz von Daniel hat jedoch aufhorchen lassen, ich möcht ihn nicht unkommentiert stehen lassen…..
Daniel schreibt u.a.:

Ich weiß nicht, ob ich es gut finden soll Grenzen zu haben. Aber da man welche braucht, um sie neu auszuloten und zu überschreiten, lerne ich daraus mich damit zu arrangieren.

Stimmt: Wenn wir unsere Grenzen ausloten und genauer betrachten, können wir so manche überschreiten. Und so wieder ein Stück wachsen, weil wir uns aus der Komfortzone wieder ein bisschen herausbewegen. Raum und Möglichkeiten dazugewinnen. Stärker, mutiger und weiter werden.

Aber!

Grenzen sind meiner Meinung und v.a. auch meiner Erfahrung nach nicht nur dazu da, sie zu überwinden! Grenzen – vor allem, wenn sie sich schmerzhaft bemerkbar machen und sich aufzeigen, sind auch dazu da, sie hin und wieder zu akzeptieren. Einzusehen, dass ich nicht unendlich wachsen kann. Dass meine Möglichkeiten, Ressourcen und Kräfte begrenzt sind. Dass ich Mensch bin. Oder dass es vielleicht gerade einfach nicht an der Zeit ist, diese Grenze zu überwinden.
In diesem Fall ist ein „Ha, wäre doch gelacht, wenn ich nicht auch dich überwinden könnte wie all die anderen Grenzen!“ vielleicht nicht gut.

Wir können so viel schaffen. Wir können stärker, mutiger, größer, erfolgreicher, glücklicher sein als wir es je für möglich halten. Wenn wir uns trauen, uns fürs Wachstum entscheiden, Grenzen überwinden.
Damit Hand in Hand sollte jedoch immer auch ein gerüttelt Maß an Demut gehen, an Demut und an Selbstfürsorge, Achtsamkeit. Wir sollten genau hinhören, was gerade dran ist: Wachstum und Grenzen überwinden – oder Innehalten und Grenzen akzeptieren.
Manchmal sind die Grenzen schlauer als wir. Manchmal wollen sie uns sagen: „Schau hin, hier ist erstmal für den Moment Schluß. Das tut dir gut – glaub uns. Vertrau uns!“

Nicht umsonst bin ich immer wieder gegen diesen populären Spruch: „Stillstand bedeutet Rückschritt.“
Nein! Stillstand kann auch kluges und gesundes Innehalten bedeuten.

Hören wir also genau hin.

Danke, Daniel, Freund! Danke für Deine Offenheit, Deinen Mut und diesen Denkanstoß!